Ceuta ist eine spanische Enklave an der afrikanischen Mittelmeerküste in etwa gegenüber von hier. Bei den Funkern zählt es als eigenständiges Land (weil anderer Kontinent und auch weit genug weg vom Mutterland) und ich habe es schon öfters gefunkt. Da es klein ist und nicht so viele Funker da leben zählt es schon zu den etwas besonderen Gebieten. Wie auch immer, deswegen wollte ich Ceuta mal besuchen.
Es gehen täglich mehrere Fähren von Algeciras aus dahin, die Überfahrt ist für 2 Personen ohne Auto mit 135,- vergleichsweise teuer. Der Fährhafen von Algeciras ist etwas schwierig, nicht so besondrs gut ausgeschildert und es lungert allerhand Pack herum, dass einem mit spanischem Wortschwall in ein besonders teures Parkhaus oder zu einem der zahlreichen privaten Ticketverkäufer lotsen will. Wir waren durch Internetrecherche gewarnt und das war wirklich gut so. Das Parkhaus wollte trotzdem 18 Euro für den Tag, da haben wir keine preiswerte Alternative gefunden.
Die Überfahrt dauert netto ca. 75 Minuten, mit Warten und Boarding werden das schnell über 2h.
Angekommen in Afrika war es ein Stück kälter (und windiger) als hier an der Costa del sol und wir zogen erstmal in den nächsten Laden, einen Unterziehpullover kaufen. Soviel zu Afrika. 😉 Um auf der Überfahrt an Deck zu sein, ist eine windfeste Jacke und eine dicke Mütze sehr empfehlenswert. (Auch die gab’s im Declathon, so dass der Rückfahrt an Deck nichts im Wege stand).
Ceuta selbst erschien uns als sehr hügelige und verkehrsmäßig geschäftige Stadt. Es gibt einige schöne Stellen, aber wir haben die touristisch wertvollen Dinge irgendwie nicht gefunden bzw. zeit- und entfernungsmäßig nicht gesucht, z.B. waren wir nicht auf der am Berg sichtbaren Burg. Die Orientierung in der Stadt ist nicht einfach, wir haben keine Touristeninformation gefunden; Busse fahren viele, aber nirgendwo gibt es einen Linienplan. Überhaupt scheint Ceuta zumindest in der Nachsaison touristisch nicht gerade erschlossen. Ach ja, wir haben auch keine Stelle gefunden, wo man Postkarten hätte kaufen können. Es gibt zwar an jeder Ecke Zeitungskioske, aber irgendwie scheint die Zeit der papiernen Postkarten vorbei.
Wir waren aber nicht in Ceuta wegen der Sehenswürdigkeiten, sondern wegen meinen besonderen touristischen Interessen 😉 So fragten wir uns zu einer Bushaltestelle durch (radebrechend, spanisch erratend) und bestiegen den Bus zur “Frontera”, der Grenze bzw. dem Grenzübergang. Die Grenze in Ceuta ist das Bollwerk, das die afrikanischen Flüchtlinge von Europa abhalten soll und ich wollte das mal sehen. Die Busfahrt war schon eine Show für sich. Abgesehen davon, dass ich zwei Antennenanlagen meiner Funkerkollegen erspäht habe 🙂 fährt man ja sozusagen mitten durch das spanisch-afrikanische Leben. Im allgemeinen Straßenbild sind die Kopftuchträgerinnen so ca. zu 50% (der Frauen) präsent. Zur Grenze hin nimmt das im Bus nahezu 90% an.
Der Bus fuhr wirklich bis direkt an den Grenzübegang und wendete dort. Dort ausgestiegen erwartete uns wirklich schon ein für uns sehr arabisch geprägtes Treiben. Es war voll. Viele Autos, sehr viele (arabische) Menschen und massig irgendwelche Menschentrauben, die Ballen mit Textilen zum rübertragen über die Grenze aufteilen. Das war wirklich für uns unbedarfte Mitteleuropäer ein durch und durch exotischer Anblick. Die Grenze selbst konnte ich zwar nur aus der Entfernung sehen (dort zugebaut, alles andere wäre zu weit zum Laufen gewesen), aber die Szenerie am Grenzübergang war die Reise wert.
Von 13:00 bis 17:00 Uhr ist Siesta, da haben nicht nur 80% der Läden zu (auch schön für den Tagestouristen), anscheinend stellen da auch die Grenzbeamten und Zöllner die Arbeit ein. Während wir das Treiben am Grenzübergang studierten, bildete sich ein endloser Autostau der auch schon die nächsten drei Busse unserer Rückfahrtlinie einschloss. Es ging da nix mehr. Ein freundlicher Herr aus dem exotisch aussehenden Mitwartenden-Heer textete uns leidenschaftlich auf spanisch voll. Jedenfalls verstanden wir soviel, dass wir zu Fuß Richtung Stadt gehen sollen, hier würde sich nichts mehr drehen. Nochmal Danke an den unbekannten Herrn, denn wirklich, die folgenden Stadtbusse drehten alle vor dem Stau und wir mussten nur 1km bis zur nächsten Haltestelle laufen und waren dann flux wieder mit dem Bus im Zentrum.
Zusammenfassend ist Ceuta jetzt nicht das touristische Highlight. Für mich hat sich Ceuta dennoch sehr gelohnt: Das arabische Treiben war die Sache wert und an der gut bewachten EU-Grenze muss man doch auch irgendwie mal gewesen sein 😉