Urlaub: Rennes-le-chateau und Pic de Bugarach

Jetzt geht es so langsam mit der Heimreise los. Heute verabschieden wir uns von unserem schönen Bungalow und fahren erstmal nach Rennes-le-Chateau.

Wer oder was ist das? Ein winziges Dorf in den Corbieres, 40 km südlich Carcassonne mit einer winzigen Kirche und einem verfallenen Schloss. Wer meinen Hang zur besonderen Touristik kennt, bei dem müssten jetzt die Alarmglocken schrillen 😉

Nun, Rennes-le-Chateau hieß vor 1000 Jahren Rhedea und war wirklich recht groß und bedeutend. Damals war es die Hauptstadt der Region und es lebten im Einzugsgebiet der Burg ca. 30.000 Menschen. Es war sowohl bedeutsam für die Templer als auch sehr lange Adelssitz. Der eigentliche Untergang der Stadt wurde 1362 also reichlich 50 Jahre nach der Zerschlagung der Templer durch einen Angriff der Spanier eingeleitet, der fast die gesamte Stadt zerstörte. Später wurde das Gebiet ständig zwischen Carcassonne und Barcelona hin und hergeschoben und Rennes verlor ständig weiter an Bedeutung und versank in die absoute Bedeutungslosigkeit.

Bis 1885 der Pfarrer Bérenger Sauniere dahin strafversetzt wurde. Der fing irgendwann an, die Kirche zu reparieren. Fand so einiges (die Kirche ist sehr alt, steht ja auf historisch bedeutsamen Boden und Sagen über verborgene Schätze gab es auch reichlich), begann dann auch den Friedhof und die Krypten der Adelsgräber umzugraben und fand vermutlich noch mehr. Was genau, darüber gibt es viele Vermutungen und die Geschichte würde hier zu weit führen. Zumindest wurde er sehr reich, baute die Kirche sehr aufwendig aber renitent um (z.B. trägt ein Teufel das Weihwasserbecken, die Anfangsbuchstaben der Heiligenfiguren ergeben das Wort GRAAL), kaufte auf den Namen seiner “Haushälterin” Grund neben der Kirche und lies darauf ein recht ordentliches Wohnhaus, eine Gartenanlage mit sehr aufwendigen Mauern und einen architektonisch teuren wie bemerkenswerten Turm (Tour Magdala) bauen, den er als Bibliothek nutzte. Pater Sauniere pflegte Beziehungen mit bedeutenden Leuten aus ganz Europa, hatte oft Besuch und gab mehr für Porto aus, als ein Pfarrer in seinem ganzen Leben normalerweise verdient.

Er hatte auch einen Maria Magdalena Tick. Der Turm und die Kirche sind nach ihr benannt, aber das kommt an vielen Details auch sonst durch. Und hier setzt die Literatur an: Es gibt Bücher über die Beziehungen Maria Magdalenas zu Frankreich. (sie soll nach der Kreuzigung in einem Boot ausgesetzt und in Frankreich gelandet sein, zwei Kinder von Jesus haben und die Dynastie der Merowinger gegründet haben). Man vermutet, dass Sauniere irgendwelche alten Dokumente (aus der Templerzeit als Rennes noch bedeutend war) gefunden hat, die damit in Verbindung stehen. Dan Brown schrieb die Geschichte in seinem Bestseller Sakrileg ab und damit war Sauniere und Rennes-le-Chateau nun endlich berühmt und dem Tourismus ausgesetzt.

Ihr seht, das ist ein echtes Highlight, da muss man einfach hin und es war (für mich) recht aufschlussreich und unterhaltsam.

Aber die Gegend ist mystisch auch sonst nicht ohne. 20km von Rennes entfernt liegt der höchste Berg der Corbieres: Pic de Bugarach (oder Pech de Bugarach, wie die Einheimischen sagen). Dieser Berg zeigt jedes Jahr im Oktober Leuchterscheinungen und ist deshalb vielleicht schon seit Urzeiten mystisch verklärt. Richtig verrückt wird es erst in der Neuzeit. Es gibt massig Ufo-Sichtungen, man hat ein großes (<100m) unterirdisches Metallobjekt entdeckt, es soll eine Höhle geben, in der man das Wummern der Alien-Energieaggregate hören kann. Kurz: Hier ist eine Ufo-Garage. Und weil die Welt ja im Dezember 2012 untergeht, sammeln sich hier schon mal die Wissenden, um einen Platz auf dem rettenden Ufo zu bekommen. Das Sommerloch der Medien war groß genug (einfach mal nach "Bugarach und Ufo" googeln), dass ein entsprechender Bericht kurz vor unserem Urlaub sogar in den Tagesthemen kam. Nun ist ja somit ganz klar, dass ich da auch hin muss. Wer mehr über Rennes und vor allem Bugarach wissen möchte, dem empfehle ich z.B. dieses PDF Dokument

Um es kurz zu machen, das Dorf Bugarach erwies sich als total tot. Absolut nix los. Der Sommer ist ja quasi vorbei und vermutlich müssen sogar die Irren wieder arbeiten. Wir sind dann etwas weiter gefahren und haben von der anderen Seite den Berg bestiegen. Der Weg ist zwar nicht lang (4km), aber 600 Höhenmeter wären ohne unser Pyrenäentraining niemals auch nur entfernt denkbar gewesen. Die Aussicht oben ist gigantisch, auch wenn es an diesem Tag leider leider sehr diesig war. Ein paar mystische Zeichen begegnen einem trotzdem und ein wirklich hübsches stylisches Hippiepärchen hat uns unterwegs auch erfreut. Andere dieser Zunft sieht man dann im nächst größeren Dorf Rennes-les-Bains, wo es einen Zeltplatz gibt.

Also, unser Besuch in Bugarach war leider viel zu kurz. Da kann man noch mehr machen. Schließlich ist man auch im Land der Katharer und der Templer. Aber bis zum nächstem Weltuntergang haben wir ja noch ein reichliches Jahr Zeit.

Die Sicht war nicht so bombastisch. Dennoch ein paar Panoramen vom Berg aus (Sicht über die Corbieren)

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