Das beste Bier der Welt …

… soll laut Wikipedia (mit Referenz auf ratebeer.com) das Bier der Trappistenbrauerei Westvleteren aus Belgien sein. OK, wenn man etwas genauer recherchiert, wird es auf ratebeer.com in der Liste der besten Biere geführt. Eine Liste, die aber sehr amerikalastig ist und auch nur ein deutsches Bier enthält.

Warum ich das hier erzähle? Nun, ich bin kein Massentrinker, mag aber durchaus sehr gern Bier. Seit einiger Zeit geht mir das deutsche Einheitspilsner ein klein wenig auf den Senkel und ich probiere sehr gern mal was anderes. So war ich wieder mal in Gent (Belgien, Flandern) zum üblichen EU-Projekt-Tourismus. Diesmal war touristisch nicht so viel Zeit, deshalb gibt es auch keine neue Ergänzung zu meinem letzten Bericht. Aber in Belgien gibt es die Tradition der Trappisten-Brauereien, das sind aktive Klosterbrauereien, die ihren Lebensunterhalt mit Bierbrauen und -verkaufen verdienen. Trappistenbier ist nicht preiswert, aber mittlerweile bin ich da Fan von. Vor allem das dunkle “Double” find ich recht lecker. Die meisten Leute in Belgien trinken aber Leffe oder Juniper, was ich für wirklich üble Beispiele eines Massenbieres halte.

Das ist mir auch schon in den USA aufgefallen. Auch dort gibt es erstklassiges Bier, vorwiegend aus den Craft-Brauereien (Handwerksbrauereien oder sogenannte Mikrobrauereien, mit kleinem Ausstoß), aber die meisten Leute trinken echt ungenießbares Zeugs. Um es noch billiger zu machen, wird Bier aus Mais und Reis statt Gerste oder Weizen gemacht, was man sehr deutlich an der Qualität merkt und schmeckt. Ich hatte da mal leichtsinnigerweise einen Sixpack Bud, den ich weggießen musste. Einfach gräßlich. Die Kluft zwischen schlechten (billigen?) und sehr gutem Bier ist gewaltig. Und das ist mir eben auch in Belgien aufgefallen, die Leute trinken mehrheitlich Plörre, obwohl es echte Leckereien gibt. Und in Gaststätten ist der Preisunterschied nur minimal.

Wie auch immer, ich habe diese Eindrücke freizügig meinen belgischen Projektpartnern mitgeteilt (die der gleichen Meinung waren) 😉 und bekam daraufhin eine Flasche Westvleteren 12 geschenkt. Das kann man in keinem Laden kaufen, das gibt es nur nach Voranmeldung limitiert direkt in der Klosterbrauerei. Welch eine göttliche Aufmerksamkeit.

Kleine Flasche ohne Etikett: Westvleteren Bier. Man trinkt Trappistenbier in niedrigen Tulpen, da musste mein Nostalgieglas vom ehemaligen Radiosportverband der DDR ran :-)

Kleine Flasche ohne Etikett: Westvleteren Bier. Man trinkt Trappistenbier in niedrigen Tulpen, da musste mein Nostalgieglas vom ehemaligen Radiosportverband der DDR ran 🙂

Nun hab ich dieses Beispiel eines der weltbesten Biere ausgetrunken. Es ist sehr süffig, ganz leicht bittere Note im Abgang und hat etwas Doppelbockfeeling (wen wunderts bei 10% Alkohol) ohne das das aber zu betont rüber kommt. Bemerkenswert ist ein gewisser Suchtfaktor, wie bei Erdnussflips 😉 Insgesamt ein tolles Erlebnis, auch wenn es nicht zu meinem Lieblingsbier wird, dazu ist es mir zu stark (mag auch kein Bockbier) und zu wenig hopfenbetont. Dennoch ganz ordentlich und ganz anders als vom deutschen Pilsner gewohnt.

Da die Flaschen keine Etiketten haben, steht alles auf dem Kronkorken. 10,2% Alc. ist schon ne Nummer.

Da die Flaschen keine Etiketten haben, steht alles auf dem Kronkorken. 10,2% Alc. ist schon ne Nummer.

Das deutsche Reinheitsgebot verschont uns von der im Ausland viel getrunkenen Billig-Plörre, sorgt aber auch für einen recht einfallslosen Einheitsbiertyp und verschont uns deshalb leider auch von so manchen Leckereien. Mittlerweile tendiere ich dazu, das Reinheitsgebot daher auch mehr als Fluch, denn als Segen zu sehen. Zumal die deutsche Bierlandschaft durch den fortwährenden Aufkauf kleinerer Marken durch Großkonzerne immer beliebiger wird.

Dieser Beitrag wurde unter Bier, persönliches, Testberichte, Touristik veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Das beste Bier der Welt …

  1. Alex sagt:

    Hi Ralf,

    da sind wir im Moment auf dem gleichen Weg. Mir geht das deutsche Standard Bier schon länger gewaltig auf die Nerven, obwohl ich ja gerade hier in Bayern doch eine gewisse Auswahl habe. Freunde von mir in Amerika und meine Reisen dorthin, haben mich auf die Craft Bier Bewegung aufmerksam gemacht. Ich fand es einfach nur spannend in jeder Bar aus 5 bis 15 Bieren (oder noch mehr) auswählen zu können.

    Man mag es kaum glauben, aber so langsam schappt die Craft Beer Welle auch nach Deutschland und auch ins so Bier-konservative Bayern. Ich mag hopfige Biere und bin daher voll auf der Pale Ale Trip. Meine derzeitige No1: Pliny the Elder von Russian River Brewing – ein Double IPA. Leider nicht in Deutschland erhältlich…

    Gruß
    A(DC1)Lex

    • Ralf sagt:

      Hi Alex,
      tnx für den Kommentar.

      Ich habe vor ein paar Tagen gerade in der Zeitung gelesen, dass der Beruf des Mälzers und Brauers wieder im Aufwind ist. Der Bierverbrauch steigt zwar nicht, aber die Anzahl der Brauereien. Hier ist die Craft-Beer-Bewegung mit Sicherheit die treibende Kraft. Das kommt.

      Russian River Brewing… hmmm… wenn ich das nächste mal in San Francisco aufschlagen sollte, wäre das ja mal einen Ausflug wert. 😉

      vy 73
      Ralf

Schreibe einen Kommentar zu Ralf Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.